Ibadet Ramadani: Ibadet Ramadani

Ibadet Ramadani credit Michael Jungblut

Die Berliner Singer-Songwriterin Ibadet Ramadani verbindet auf ihrem Debütalbum Folk, Sixties-Pop und Americana. Und holt einiges aus diesem Genre-Mix heraus.

von Werner Herpell

Erinnert sich noch jemand an die Sängerin Claudia Brücken, die in den 80er Jahren mit ihrer Düsseldorfer Synthiepop-Band Propaganda auch die britischen Charts aufmischte? An deren ungewöhnlich intensive und melancholische Stimme fühlte sich dieser Review-Schreiber (nach etwas Herumkramen im analogen Langzeitgedächtnis) erinnert, als er das erste, selbstbetitelte Soloalbum der deutschen Musikerin Ibadet Ramadani hörte. Und bei diesen ausdrucksstarken Vocals (mit zauberhaft rollendem „R“ im einzigen deutschsprachigen Lied „Abendsonne“) hört der Charme ihrer zehn Songs nicht auf.

Rückkehr nach zehn Jahren

Ibadet Ramadani Cover Jeta Records

„Ibadet Ramadani“ ist eine rundum

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schöne Singer-Songwriter-Platte zwischen intimem Folk, streichersattem Sixties-Pop und bittersüßer Americana geworden. Zugegeben: Den Namen von Ramadanis einstiger Band Super700 hatte ich nicht mehr auf dem Zettel, die ging damals wohl an mir vorüber (vermutlich schade). Zehn Jahre nach dem Ende dieser Berliner Indiepop-Gruppe hat sich Ibadet Ramadani ihre Gitarre geschnappt, um mit ein paar befreundeten Musikern und dem kanadischen Produzenten Martin Gallop (ihrem Ehemann) auf die größere Bühne zurückzukehren.

Dass diese Platte „ein Denkmal für ihre Familie“ ist, wie das Label Jeta Records schreibt, spürt man schon im Opener „Miss My Daddy“. Mit „Sharrad“ gedenkt Ramadani ihres eigenen kosovarischen Vaters, „der in dem Song von 50 000 Männern beweint wird, die an den Ufern seines Königreiches stehen und ihn vor der Überführung ins Reich der Toten verabschieden“. Mit dem musikalisch federleichten Gitarrenpop-Stück „Pink Balloon“ verarbeitet sie „die schier unglaubliche Lebens- und schließlich auch Leidensgeschichte ihres Onkels“. Das zärtliche, (wie später auch „Forest“) an einen Italowestern-Score erinnernde „Sleep My Child“ ist natürlich ein Gute-Nacht-Lied für Ibadets Tochter. „Little Sister“ spielt offenkundig ebenfalls mit familiären Bezügen.

Ibadet Ramadani: Mission erfüllt

„Ich versuche, die Dinge, die ich erfahren habe, ungenau-genau zu beschreiben“, sagt die in Berlin lebende Ramadani über ihre sensiblen Texte. „Es darf nicht zu konkret sein, um die Faszination und die Magie zu bewahren.“ Mission erfüllt: Das Solodebüt dieser talentierten Singer-Songwriterin hat reichlich Faszination und Magie zu bieten. Wenn im abschließenden Duett „Abendsonne“ diese langsam untergeht (und man sich an das herausragende diesjährige Dota-Album „In den fernsten der Fernen“ erinnert fühlt), ist eine neue Freundschaft mit Ibadet Ramadani entstanden.

Das selbstbetitelte Debütalbum von Ibadet Ramadani ist am 10.11.2023 bei Jeta Records erschienen. (Beitragsbild von Michael Jungblut)

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